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1946-1949

1946

Vorrangig ist der Kampf um´s Dasein, um´s Überleben. Vor allem um das Essen. Wer Verwandte auf dem Land hat ist gut dran. Wer nicht, fährt in überfüllten Zügen aus der Stadt, um zu hamstern. Teppich gegen Butter, Mehl und Eier. Ein Bonmot jener Tage ist, daß die Kühe statt auf Stroh auf einem Perserteppich liegen.

Doch trotzdem hat man den Wunsch, die alten Freunde und Sportkameraden wieder zu treffen. Viele sind nicht aus diesem Inferno zurückgekehrt, andere sind noch in Gefangenschaft. Das Bootshaus immer noch ein Trümmerhaufen. Im Frühjahr schließt sich der Hauptverein TGM mit der Reichsbahn-Sportgemeinschaft zusammen. Auch die Kanu-Sektion wird einbezogen. Diese Ehe hat nur kurzen Bestand. Die Kanuten wollen nicht den Standort wechseln, sie wollen in Thalkirchen bleiben.

1947

In allen Bereichen des Lebens, also auch im Sport, regte sich neue Aktivität. Sogar die ersten Wettkämpfe werden wieder ausgeschrieben. Am 18. Mai wird auf dem Isarkanal in München eine Frühjahrsregatta ausgetragen. Das größte Problem sind die fehlenden Boote. Die wenigen TGM-Mitglieder, die zu dieser Zeit schon in München sind, versuchen ebenfalls wieder mit dem Sportbetrieb zu beginnen. Dazu ist es notwendig, zuerst die Trümmer des Krieges zu beseitigen. Auf dem Gelände in Thalkirchen liegt nur ein wirrer Haufen von Holz und Steinen. Darunter die zerborstenen Boote. Ganz geblieben sind nur die 5 Kajaks im Starnberger Bootshaus und drei Kajaks, die Schorsch Uhlmann in seiner Garage hat. Erstere befinden sich allerdings als requiriertes Kriegsgut in den Händen einer deutsch-amerikanischen Jugendorganisation, dem GYA und sind deswegen nicht benutzbar.

Auf Fahrt zu einer Regatta mit dem Heyden-LKW

1948

Im Frühjahr trennt sich unser Club von der RSG. Sepp Muggenthaler, eben erst aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, übernimmt den Vorsitz des nun selbständigen ”Kanu Club Turngemeinde München” vom Interimsvorstand Wenninger. Die Pschorrhallen am Kapuzinerplatz und das Gasthaus ”Zum wilden Jäger” im Schatten des Isarhangs in Thalkirchen ist in jener Zeit unser Ersatzclubheim.

Die Männer um Sepp Muggenthaler, Albert Resch, Georg Uhlmann, Hans Graf, Rudi Meixner und Albert Stirner versuchen durch ihre Initiative die Mitgliederzahl zu erhöhen, neue, junge Freunde zu finden. Im Sommer komen die ersten drei Jugendlichen in den Verein. Statt Paddel bekommen sie Schaufeln in die Hand gedrückt, um den Schutt des alten Bootshauses zu entfernen.

Die 1. Deutsche Nachkriegsmeisterschaft wird in Starnberg, ohne Beteiligung der TGM, ausgetragen.

Im Winter feiern die wenigen Mitglieder ein fröhliches Faschingsfest im Vereinsgasthaus. Auf Wunsch von Sepp Muggenthaler übernimmt Dr. Max Eckert, inzwischen auch wieder in München und eines der Gründungsmitglieder, zum Jahresende die Vorstandschaft. Seine erste Amtshandlung ist, den Architekten Heini Laubenstein, auch ein Mitglied aus den Tagen vor dem Krieg, zu bitten, ein neues Bootshaus zu planen.

Die Münchner Kanuten (TGM und MTV) auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft nach Hannover

1949

Unser Platz in Thalkirchen am Isarkanal wird zur Großbaustelle. Mit geliehenen Geldern und zum Teil gestiftetem Material arbeiten fast alle Mitglieder mit unermüdlichem Arbeitseinsatz und großem Optimismus. Jeder versucht, im Rahmen seiner Möglichkeiten, das neue Haus aufzurichten. Heini Laubenstein überwacht die Arbeit, teilte die Leute ein und versucht durch seine Beziehungen immer wieder den Materialengpaß zu überwinden.

Es war besonders schön, in dieser Zeit Clubmitglied zu sein, spürt man doch trotz aller Mühe und Arbeit, Abend für Abend und jedes Wochenende den Zusammenhalt und die Kameradschaft, die für unseren Club sprichwörtlich ist.

Wettkampf und Wandersport sind in diesem Jahr auf die Plätze verwiesen, wenngleich sich eine kleine Rennmannschaft erstmals wieder an einer Deutschen Meisterschaft beteiligt. Außer Erfahrung gibt es allerdings nichts zu gewinnen.

Das 25-jährige Bestehen wird mit einer kleinen Feier begangen. Der Präsident der British Canoe Union John Dudderidge ist unser Gast.

Das Ereignis des Jahres ist am 17. Dezember die Einweihung des neuen, noch feuchten Bootshauses. Die festlich gekleideten Gäste können den ausziehenden Bodenlegern die Hand reichen. Nur eine Stunde dauerte es, bis der Raum mit frischem Tannengrün und einigen Kerzen schön geschmückt ist. Die geselligen Stunden danach lassen die Mühen des Jahres vergessen. Die TGM hat wieder ein eigenes Heim. Der Dank an Dr. Max Eckert, der die Weichen gestellt und Unmögliches möglich gemacht hat, wird durch das Geschenk eines Buffets mit Glasvitrine zum Ausdruck gebracht, das heute noch in der Vorratskammer zu besichtigen ist.

Fasching im Bootshaus. Das war jeden Samstag während der närrischen Tage ein rauschendes Fest bis in den frühen Morgen. Die Stimmung war immer gut. Man verdrängte die schlechten Jahre.

Die Rennmannschaft auf dem Weg zur Regatta mit dem ”Beck-Bus” der Firma Feldmeier