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Ein Leben für den Kanusport – Dr. Max W. Eckert

Eine Vielzahl von Männern undauch Frauen haben in diesen 75 Jahren den Club geprägt, haben mit ihren Ideen und ihrem Engagement Geschichte geschrieben.

Wenn ich hier einen Mann besonders hervorhebe, ist das zugleich eine Bestätigung für das Wirken aller, die sich verdient gemacht haben. Liest man die Chronik aufmerksam, kann man im Zeitraffer all die Leute kennenlernen, die mit Herz und Hand gewirkt haben.

Daß dabei über mehr als 50 Jahre der Name Dr. Eckert immer wieder erwähnt wird, zeigt, daß dieser Mann für diesen Verein und für den Kanusport gelebt hat, daß ihm unser Club sehr viel verdankt.

Er wurde am 19. 10. 1897 in Regensburg, als letztes von drei Kindern geboren und verlor bereits mit zwei Jahren seinen Vater. Die Mutter ging daraufhin mit ihren Töchtern und dem Sohn nach Lauingen. Da dort kein Gymnasium war, zog sie später nach Neuburg a. d. Donau. Der junge Max wird dort Mitglied im DRCN (Donau Ruder Club Neuburg).

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 meldet er sich nach bestandenem Notabitur freiwillig zum deutschen Heer. Er wird verwundet, verliert ein Augenlicht, bleibt aber trotzdem, inzwischen als Offizier, bis zum bitteren Ende.

In München nimmt er ein Jurastudium auf und promoviert. Die berufliche Laufbahn beginnt bei der Diskontgesellschaft – einer Tochterr der Deutschen Bank – und er verlegt in deren Auftrag die Phönix – die spätere Isar-Lebensversicherung – aus Wien nach München. Dort war er bis zum Ende des 2. Weltkrieges Direktor.

Nach 1945 erhielt er den Auftrag, die Chemische Fabrik von Heyden, Gehe & Co. von Dresden nach München zu holen, wo er ebenfalls Direktor war. In den letzten Jahren seiner beruflichen Tätigkeit war er freier Mitarbeiter beim Bankhaus Fischer in München.

Aus seiner Neuburger Zeit kannte er bereits Dr. Alex Oeschey, einen Zahnarzt, der auch als Trainer der Ski-Langläufer tätig war. Seine Liebe zum Faltboot, entwickelt in Neuburg, ließ ihn 1921 den Verband Deutscher Faltbootfahrer gründen, den späteren Bayerischen Kanu Verband. Dies führte dann zu jener Donaufahrt 1923, die schließlich in der Gründung unseres Clubs mündete. Zu dieser Zeit war Dr. Eckert bereits Vorstand im Turnverein ”Turngemeinde München”.

Durch seine Behinderung war er nie ein Wettkampfsportler, aber dem Sport sehr verbunden. Er förderte ihn, wo immer es möglich war und nutzte dabei seine vielfältigen Beziehungen.

Von 1924 bis 1944 leitete er den Bayernkreis im Deutschen Kanu Verband, dessen Mitinitiator und Präsident er von 1931 bis 1944 war. 1932 wurde er zusätzlich zum Präsidenten der Internationalen Repräsentantschaft Kanu, der späteren Internationalen Canoe Federation (ICF) gewählt. So war er auch federführend an den Geschicken des Weltverbandes beteiligt. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß der Kanusport 1936 in Berlin olympisch wurde.

Dr. Max Eckert war trotz aller nationaler und internationaler Verpflichtungen immer zuerst Mitglied und Motor im Kanu Club Turngemeinde. Nach dem Krieg 1948 nahm er die Geschicke des Clubs wieder in seine Hände. Seiner Initiative und der durch ihn eröffneten Möglichkeiten verdanken wir unser Bootshaus, in dem wir uns alle heute noch wohlfühlen. Er förderte in jenen Tagen den sportlichen Wiederanfang mit Geld und persönlichem Einsatz. Die Entwicklung, die unser Club genommen hat, ist ohne seine intensive Arbeit nicht denkbar, bei der ihn seine Frau Else in allen Belangen unterstützte.

1948 hatte er dann die Idee, ein Relikt seiner Zeit als zeltender Kanute, einer Bewegung der Nachkriegsjahre eine Heimat zu geben und gründete den Deutschen Camping Club, dessen Präsident er dann bis 1963 war.

Die Zahl der Ehrungen und Auszeichnungen sind Legion. Der Bundespräsident verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, Frankreich den ”Pour le Mérite de Sport” und der Deutsche Kanu Verband die Ehrennadel in Gold neben dem Ehrenvorsitz. Diesen erhielt er auch im Bayerischen Kanu Verband. Nicht zu vergessen natürlich die Ehrenmitgliedschaft in der TGM, der höchsten Würdigung, die unser Club zu vergeben hat.

Ich habe Dr.Max W. Eckert über viele Jahre selbst erlebt und verdanke ihm durch seine Förderung die damals errungenen sportlichen Erfolge.

Er war eine Persönlichkeit, die wie bei vielen bekannten Männern und Frauen, das Interesse, aber auch die Kritik auf seine Person fokussierte. Er war Mensch mit allen Facetten unserer Spezies. Daß dies auch zu unterschiedlichen Auffassungen geführt hat, liegt auf der Hand. Man war nicht immer mit allem einverstanden, konnten es aufgrund der eigenen Erfahrungen nicht sein. Doch, Hand auf´s Herz, wer ist ohne Fehl und Tadel?

Immer aber bleibt festzuhalten:

Ohne Dr. Max Eckert gäbe es diesen Kanu Club Turngemeinde wahrscheinlich nicht. Er wäre nicht nur nicht gegründet worden, er hätte auch die Zeit nach dem Krieg ohne die Unterstützung eines Großvereins – wie die anderen Kanu Vereine in München – kaum überstanden.

Wir schulden ihm großen Dank und Anerkennung. Es ist an der Zeit, anläßlich unseres 75 jährigen Bestehens, dies so zum Ausdruck zu bringen. Das hat nichts mit Denkmalspflege zu tun, sondern ist einfach nur Hochachtung vor der erbrachten Leistung.

Hans Proquitté